Mode verstehen: Der Abnäher / Die Teilungsnaht

 
 

Zum YouTube Video: https://youtu.be/K9xtvZ1WU_U

Ein Körper hat verschiedene Rundungen. Brust, Schulter, Bauchumhang, Gelenke oder auch Kurven. 

Ein Körper ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Rundungen und Kurven - von der Brust über die Schultern bis hin zum Bauch und den Hüften. Um Kleidungsstücke perfekt an diese individuellen Formen anzupassen, ist die Kunst des Abnähers unerlässlich. Heute werden wir nicht nur den Aufbau eines Abnähers kennenlernen, sondern auch spannende Details entdecken, wie dieser in das Design integriert werden kann, um eine optimale Passform zu gewährleisten und die Ästhetik zu verbessern.


Logisch ist es also, das wir einen flachen Stoff, irgendwie diese Rundungen anpassen müssen. 
Heute lernst du den Aufbau eines Abnähers kennen und wie du diesen in dein Design integrierst.




Der Abnäher und sein Nutzen:

Der Grundschnitt wurde so konstruiert, dass wir an bestimmten Partien einen Abnäher berücksichtigen müssen, damit ein gerade liegender Stoff den Körper angepasst werden kann. 

Damit du deine Entwürfe machen kannst, möchte ich dir den Sinn und den Aufbau eines Abnähers erklären. 
Durch das Wissen, wirst du deine Entwürfe besser aufbauen können und Linienführungen bewusster einzeichnen können.

 


Der Grundschnitt:

Du siehst links einen Grundschnitt einer Jacke/Oberteil für die DOB. Deutlich wird es wegen den Brustabnäher am Vorderteil. 
Vorderteil = Gelb 
Rückenteil= Grün


Ein Grundschnitt besteht immer aus:
Vordere Mitte (VM): Verläuft im Mittelteil des Körpers im Vorderbereich vom tiefsten Halspunkt, bis hin zum Schritt.
Hintere Mitte (HM): Verläuft im Mittelteil des Köpers im Rückenbereich ab den Halswirbelsäulenbereich, bis hin zum Gesäß.
Schulternaht: Verläuft vom Hals bis zur Schulterende/Armkugelbereich. 
Halslochumfang (HU): Bildet einen Kreis um den Hals.
Saumkante: Verläuft einmal um den Hüftbereich.
Seitennaht (SN): Verläuft von Achselbereich, bis hin zum Saum. Du wirst vermutlich erkennen, dass die Seitennaht etwas nach innen verläuft. Das liegt daran, dass wir schon an der Seitennaht etwas die Taille formen können. Dieser Schritt wurde bei der Grundschnitt-Konstruktion beachtet und hinzugefügt. 

Dir wird aufgefallen sein, dass der Schnitt jeweils nur eine Seite darstellt. Das liegt daran, dass wir unser Design in den meisten fällen symmetrisch  aufgebaut haben und nur einmal die jeweilige Seite benötigen. 
Ist ein Design asymmetrisch, so muss der Vorderteil, oder auch das Rückenteil doppelt verwendet werden.  

Durch die jeweilige Körperkurven, ergeben sich an verschiedene Partien Ausfälle, die wir als Abnäher bezeichnen. Diese sind an der Taille (im Vorderteil und Rückenteil), der Brustabnäher im Vorderteil und ein Schulterabnäher im Rückenteil

Für eine gute Passform sind diese Abnäher wichtig und sollten unbedingt eingehalten werden, wenn ein Kleidungsstück körpernah liegen soll. Möchtest du eine lose Form (z.B. Oversize Optik), dann kannst du die Abnäher so drehen, dass sie nicht mehr den Schnitt beeinflussen. (Der Brustabnäher muss bei einen Oversize-Schnitt in die Taille eingedreht werden.) 

Dein Grundschnitt wird bei jeden Design benötigt. 

Eigene Darstellung







Abnäheraufbau:

Der Abnäher besteht aus verschiedenen Elementen:

Abnäherschenkel: Bildet die Abnähernahtkante.
Abnäherinhalt: Bildet den Stoffinhalt des Abnähers und ist im zugenähten Zustand nicht sichtbar.
Abnäherspitze: Bildet den Nahtendepunkt innerhalb des Stoffes. (= In diesen Fall am Brustpunkt)
Abnäherdach: Ist die Spitze, die nach außen tritt. Vorsicht: Ein Abnäherdach bildet sich nie nach innen, da ansonsten Stoff fehlen würde. Würdest du diesen Abnäher dann zur Seite bügeln, dann fehlt dir an der höchsten Stelle etwas Stoff. Das führt zur Ausfransung und einer unschönen Verarbeitung. 

>Um das gesamte Schnittteil, wird immer eine Nahtzugabe hinzugefügt um später das Schnittteil vernähen zu können. (hier in rot)

Damit du eine Orientierung während den Näharbeiten erhaltest, solltest du Zwicke einzeichnen. Das sind 0,2/0,3cm Einschnitte in den Stoff, die bei zugenähten Zustand nicht sichtbar sein werden. In der Schnitt-Lektion zeige ich dir aber noch, wie du das richtig anwendest. 

Eigene Darstellung




Teilungsnaht:

Der Abnäher lässt sich ebenso beliebig verschieben und auch als Teilungsnaht abwandeln

Hierzu ziehst du während der Schnittkonstruktion eine Linie vom Abnäher auslaufend. Du kannst also somit dein Design erreichen. 
Durch die Abnäherverlegung erhaltest du aber trotzdem einen Abnäherinhalt, der die Funktion des Formens mit sich bringt. 

Eine Teilungsnaht gibt es in verschiedenen Ausführungen:
1) Prinzessnaht: Die Teilungsnaht beginnt an der Schulter und verläuft einmal bis zum Saum in einer geraden Linie. 
2) Wienernaht: Die Teilungsnaht startet am Armkugelbereich im Vorderteil und verläuft einmal bis zum Saum in einer geraden Linie.  
3) Passe: Eine Passe verläuft waagerecht innerhalb des Schnittteils. (Oft am Schulterbereich bei Jacken oder Hemden zu sehen).
4) Gemischte Form: Entweder drehst du den Abnäher verteilt im Schnitt, damit du einen ausgeglichen Schnitt bekommst, oder du kombinierst einen Abnäher und eine Teilungsnaht im gesamten Schnitt. 

Eigene Darstellung








Abnäherarten:

Der Abnäher verteilt sich innerhalb der unterschiedlichen Schnittteile:
Brustabnäher: Soll die Brustweite betonen.
Taillenabnäher: Soll die Taille betonen.
Schulterabnäher: Ein Abnäher ist hier wegen den Schulterblätter nötig, da diese eine Rundung ergeben.  (Bei DOB und HAKA) 
Hüftabnäher: Auch der Rockgrundschnitt oder der Hosengrundschnitt haben einen Abnäher im Hüftbereich, da der Po-Bereich eine Kurve ergibt. (Bei DOB und HAKA)

Eigene Darstellung





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Eigene Darstellung

Beispiel:

Ich zeige dir einmal ein Beispiel, wie du einen Abnäher während deinen Designprozess, berücksichtigen solltest.

Du siehst an meiner Skizze links, dass es sich um ein Top handelt. 
Meine Vorstellung war es, dass es körpernah an der Brust aufliegt und dementsprechend benötige ich auch einen Abnäher. 
Wenn du dir den Grundschnitt mal genauer angeschaut hast, dann wirst du bemerkt haben, dass der Abnäher nicht mehr von der Schulter aus startet, sondern nun hin zum Bauchnabel zeigend verläuft. 

Ich werde also im Schnitt den Abnäher verlegen müssen, was ich aber mit einer einfachen Verschiebung erreichen werde. 
Somit weiß ich schon während dem Designprozess, dass ich mein Entwurf so auch umsetzen kann. 

Auch du solltest dir später bei den Skizzen die Frage stellen, ob du deinen Abnäher unterbringen kannst.

 

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Du hast nun einen Überblick des Abnähers erhalten, damit du in der Lage sein wirst, den Stoff um den Körper formen zu können und dieses Wissen während deinen Designprozess zu berücksichtigen. 





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